Viele Unternehmen haben es im Erste-Hilfe-Kasten liegen oder irgendwo im Büro verstaut: das Verbandbuch. Doch noch immer herrscht Unklarheit darüber, wofür dieses Buch eigentlich gedacht ist. Häufig wird es fälschlicherweise als eine Art „Materialliste“ genutzt, um den Verbrauch von Pflastern, Kompressen oder Verbänden nachzuhalten.
Das ist jedoch nicht der Zweck des Verbandbuches – und kann im Ernstfall sogar problematisch werden.
Was ist ein Verbandbuch?
Das Verbandbuch ist ein Dokumentationsmittel, das im Betrieb zur Erfassung aller Erste-Hilfe-Leistungen dient. Hier werden Unfälle, Verletzungen und deren Behandlung durch Ersthelfer oder Kollegen festgehalten – unabhängig davon, wie klein oder harmlos der Vorfall zunächst erscheint.
Schon ein kleiner Schnitt am Finger, der nur mit einem Pflaster versorgt wird, gehört in das Verbandbuch.
Der wahre Nutzen des Verbandbuches
Das Führen des Verbandbuches ist keine reine Bürokratieübung. Es erfüllt gleich mehrere wichtige Funktionen:
- Rechtliche Absicherung
Sollte sich eine vermeintlich kleine Verletzung später verschlimmern oder zu Spätfolgen führen, kann durch die Dokumentation im Verbandbuch nachgewiesen werden, dass der Unfall im Betrieb passiert ist. Das ist entscheidend für Leistungen der Unfallversicherung. - Arbeitsschutz und Prävention
Die gesammelten Einträge geben wertvolle Hinweise auf Gefahrenquellen im Unternehmen. Häufen sich etwa Schnittverletzungen an einer Maschine, kann die Arbeitssicherheit überprüft und verbessert werden. - Verbindliche Dokumentation
Arbeitgeber sind nach § 24 DGUV Vorschrift 1 verpflichtet, Erste-Hilfe-Leistungen zu dokumentieren. Das Verbandbuch ist das gängige Mittel, um dieser Pflicht nachzukommen.
Häufiges Missverständnis: Materialverbrauch
Ein Verbandbuch ist kein Entnahmenachweis für Verbandsmaterial.
Ob und wie viele Pflaster oder Mullbinden aus dem Erste-Hilfe-Kasten entnommen wurden, spielt darin keine Rolle. Dafür gibt es andere Möglichkeiten, z. B. eine regelmäßige Bestandskontrolle oder Checklisten für den Erste-Hilfe-Kasten.
Das Verbandbuch dient ausschließlich der Unfalldokumentation – nicht der Lagerverwaltung.
Datenschutz im Verbandbuch
Da im Verbandbuch personenbezogene Daten wie Name, Verletzung und Unfallhergang eingetragen werden, gilt hier die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO).
Es ist daher wichtig, dass nicht jeder Mitarbeiter die Einträge einsehen kann.
Eine einfache und praxisnahe Lösung bieten Verbandbücher mit herausnehmbaren Seiten:
- Die Eintragung erfolgt direkt am Unfallort.
- Anschließend wird die Seite herausgetrennt und in einer abschließbaren Mappe oder einem Ordner sicher verwahrt.
- Zugriff haben nur befugte Personen, wie z. B. Arbeitgeber, Sicherheitsbeauftragte oder Fachkräfte für Arbeitssicherheit.
So wird einerseits die Dokumentationspflicht erfüllt, andererseits die Privatsphäre der Mitarbeiter geschützt.
Alternativ gibt es inzwischen auch digitale Verbandbücher, die durch passwortgeschützte Zugänge und Benutzerrechte den Datenschutz gewährleisten – besonders praktisch für größere Betriebe.
Praktische Tipps für den Betrieb
Lagerung: Das Verbandbuch sollte griffbereit beim Erste-Hilfe-Kasten aufbewahrt werden.
Sichere Aufbewahrung: Nutze entweder heraustrennbare Seiten oder ein digitales Verbandbuch, um Datenschutz und Nachvollziehbarkeit zu verbinden.
Schulung: Informiere Ersthelfer und Mitarbeiter über den richtigen Umgang mit dem Verbandbuch.
👉 Fazit:
Das Verbandbuch ist ein wichtiges Instrument im betrieblichen Arbeitsschutz. Es schützt sowohl Arbeitnehmer als auch Arbeitgeber, indem es Erste-Hilfe-Leistungen nachvollziehbar dokumentiert. Wer es lediglich als Materialliste nutzt, verfehlt seinen Zweck – und riskiert im Ernstfall Probleme mit der Unfallversicherung. Mit Lösungen wie heraustrennbaren Seiten oder digitalen Verbandbüchern lässt sich zudem der Datenschutz zuverlässig gewährleisten.